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Wohnüberbauung am Tössufer, Winterthur

In unserer postindustrialisierten Zeit bieten ehemalige Werkareale oft neuen Wohnraum. In Sennhof am Rand von Winterthur, einer Stadt, in der die Nachbarschaft von Industrie und Siedlungsbau eine lange Tradition hat, bestand die Aufgabe, auf dem Reservegrundstück einer Spinnerei eine genossenschaftliche Wohnsiedlung zu bauen.

Das Umfeld in Sennhof ist geprägt durch eine heterogene Siedlungsstruktur mit Industriebauten, Fabrikanten- und Arbeiterhäusern, einer kleinräumigen Einfamilienhaussiedlung sowie vereinzelten Mehrfamilienhäusern aus neuerer Zeit.
Drei lange, gestaffelte drei- bis fünfgeschossige Wohnzellen sind parallel an den vorbeiziehenden Fluss gelegt. Sie scheinen wie Hausboote zu ankern und bilden damit ein ortsbestimmendes Gegenüber zum Fabrikensemble am anderen Ufer. Die Gebäudeseiten zur parkartigen Uferlandschaft hin sind charakterisiert durch gedeckte durchlaufende Balkone, deren Geländer an Relings erinnern. Dahinter öffnen sich grosszügige Glasflächen. Die vorspringenden Küchen sowie boxartige Schränke unterteilen die Balkonbereiche. Den rückwärtigen Hausseiten eignet eine strenge kubische Erscheinung an. Gegen das dahinterliegende heterogene Wohngebiet wenden sich glatte geschlossene Aussenwände, ohne Vor- und Rücksprünge. In regelmässigen Abständen gesetzte Fenster durchsetzen das Fassadenbild. Die metallenen Einfassungen der Fensteröffnungen schmücken das feinmaschige Fassadenkleid.

Lift und Treppenhaus erschliessen in der Regel zwei Wohnungen pro Geschoss. Die insgesamt 101 Mietwohnungen mit zwei bis sechs Zimmern zeigen durchwegs dasselbe typologische Grundrissmuster. Rückseitig sind nutzungsneutrale, grosszügig bemessene abschliessbare Zimmer angeord-net. Frontseitig befinden sich zusammenhängende Wohn-, Ess- und Kochräume mit Bezug zum nahen Flussraum. Um die tiefen Grundrisse optimal zu nutzen, sind die Sanitärräume und Eingangsdielen zentral, zum Teil als frei stehende Körper, im Innern platziert.
Vorne und Hinten werden dezidiert unterschieden. Die beiden Gebäudeseiten widerspiegeln nicht nur die Disposition der Räume im Grundriss. Mit der Balance zwischen offen und geschlossen, Verglasung und Bekleidung reagiert die Siedlung auf die heterogene umgebende Bebauung und die Lage zwischen Wald und Fluss.
(Auszug aus Text von Michael Hanak, Redaktor ARCH KONTEXT)