Schullandschaft Margeläcker, Wettingen

Generalplaner Studienauftrag 2025, 2. Rang

Die Schulanlage Margeläcker ist ein identitätsstiftender Bildungsort mit hohem stadträumlichem, architektonischem und sozialem Wert – sowohl für die Gemeinde Wettingen als auch für das umliegende Quartier. Die Gemeinde die derzeitigen Oberstufnstandorte auf der neuen Schullandschaft Margeläcker, bestehend einer Primarschule sowie SeReal - und Bezirksschule, zusammenzufassen.

Die differenzierte, feinkörnige Gebäudevolumetrie sowie die sorgfältig gestalteten Freiräume prägen das Ensemble und stehen exemplarisch für die Schulbaukultur der 1960er Jahre. Unser Projektvorschlag nimmt diese Qualitäten auf und interpretiert sie weiter – unter besonderer Berücksichtigung des Ensembleschutzes und der Ergebnisse des partizipativen Verfahrens. Die Erweiterung der Schulanlage erfolgt durch zwei gezielte Setzungen: das neue Oberstufenzentrum mit den drei kleineren Schuleinheiten auf dem heutigen Rasenspielfeld im Norden, sowie das neue Sport- und Mensagebäude auf der heutigen Zirkuswiese im Südosten der Anlage.

Die differenziert gestalteten Neubauvolumen greifen die bestehende, schachbrettartige Ordnung der Schulanlage auf, ergänzen sie auf subtile Weise und entwickeln sie zu einer klar lesbaren, zukunftsfähigen Gesamtstruktur weiter. Die präzise Anordnung der Schulhäuser wird in der neuen Setzung aufgenommen und räumlich wie funktional gestärkt.

Zentrales räumliches Rückgrat bildet eine neue Ost-West-Verbindungsachse die «Magistrale», die sämtliche Bestandes- und Neubauten miteinander vernetzt. Sie dient nicht nur der Orientierung und internen Erschliessung, sondern fungiert auch als sozialer Treffpunkt und grosszügiger,  identitätsstifdender öffentlicher Raum mit Aufenthaltsqualitäten. Die «Magistrale» ist so gestaltet, dass sie eine selbstverständliche Verbindung zwischen den verschiedenen Schulstufen schafft und gleichzeitig einen starken Bezug zu den tangierenden Aussenschulräumen schafft.

Wir möchten die Schule als zusammenhängendes Ganzes denken: als Campus, der Vielfalt zulässt und doch als Einheit erlebbar bleibt. Die baulichen Setzungen schaffen eine klare Adressierung, öffnen neue Blickbeziehungen und stärken das Aussenraum-Netz. Dabei spielen ökologische, soziale und
funktionale Aspekte gleichermassen eine zentrale Rolle – sei es durch gut erreichbare und durchlässige Freiräume oder durch die Schaffung eines ressourcenschonenden und klimaresilienten Bildungsorts.

Drei kompakte Baukörper mit klarer Volumetrie und ruhiger Präsenz werden entlang der neuen «Magistrale» auf dem heutigen Rasenspielfeld im Norden positioniert. Sie greifen die Logik der versetzten Reihung auf und führen das ortsbildprägende Raster fort – mit dem Ziel, ein Ensemble zu schaffen, das als Einheit funktioniert und zugleich individuelle Identitäten zulässt.

Die Architektur folgt einer Haltung des Ortsbildes und gewisser Klarheit. Die Volumen zeichnen sich durch fein gegliederte Fassaden, robuste Materialien und eine konsequente konstruktive Logik aus. Zürkcspringend ausgebildete Vorzonen im Erdgeschoss markieren Eingänge, bieten witterungsgeschützte
Aufenthaltsbereiche und stärken die Adressbildung. Entstanden ist eine dauerhafte Architektur, die ruhig auftritt und den Schulalltag kraftvoll unterstützt.

Jedes Haus ist für rund 500 Schüler*innen ausgelegt und in eine pädagogisch geprägte Clusterstruktur gegliedert. Pro Geschoss entsteht zwei Cluster- eines für Bez und eines für SeReal- mit entsprechenden Raumanforderungen- und gliederungen. Die flexiblen Grundrisse ermöglichen verschiedenste  Unterrichtsformen – vom Frontalunterricht bis zum selbstorganisierten Lernen; die einzelnen Cluster können in ihrer räumlichen Aufteilung zu jederzeit neu gegliedert werden, ohne grosse Eingriffstiefe in die Bausubstanz.

Die Mittelzone bildet das räumliche Zentrum: Aufenthaltsort, Lernraum und Erschliessung zugleich. Natürlich belichtet, räumlich differenziert und akustisch optimiert, stärkt sie Orientierung und Identifikation. Sie unterstützt informelle Lernformen – im Sinne eines offenen, zeitgemässen Bildungsverständnisses.

Die Organisation der Gebäude folgt funktionaler Klarheit. Zentrale Treppenkerne sorgen für kurze Wege und klare Orientierung. Kompakte Infrastrukturbereiche und gute Tageslichtversorgung in allen Nutzungszonen schaffen ein angenehmes, gesundes Lernumfeld.

Im Erdgeschoss liegen clusterübergreifende Nutzungen wie der Lehrerbereich oder Fachunterricht (zb. der Förderbereich). Diese öffentlichkeitsnahen Bereiche fördern die Gemeinschaft und den Austausch.

Die Neubauten sind als modular erweiterbares System konzipiert. Die Tragstruktur erlaubt einfache Anpassungen, während nachhaltige Materialien wie Holz-Hybrid-Bauweise und rezyklierbare Bauteile eine  ressourcenschonende Umsetzung ermöglichen. So entstehen zukunftsfähige Lernräume mit hoher Flexibilität. Die erhoffte Erweiterbarkeit um eine Clustereinheit kann auf dem heutigen Attikageschoss zu einem Vollgeschoss
erweitert werden.

Der Neubau für Sport und Mensa bildet einen zentralen Baustein der Erweiterung – als infrastrukturelles wie soziales Rückgrat des Campus. Die Positionierung auf der Zirkuswiese zusammen mit den neuen erweiterten Aussensportflächen, folgt der ortsräumlichen Logik und stärkt die Aktivitätsachse entlang der «Magistrale». Durch die halbversenkte Setzung
im Sportbereich fügt sich der Baukörper trotz seiner Grösse selbstverständlich ins Gefüge ein und erhält wichtige Sichtbezüge innerhalb der Anlage.

Im Zentrum steht die neue Dreifachturnhalle, die ein Geschoss ins Terrain eingegraben ist. Diese Massnahme reduziert die Baumasse im gebauten Raum und sorgt zugleich für ein angenehmes Raumklima. Angehängt an die Halle markiert ein zweigeschossiger Kopfbau den Auftakt. Mit einer klaren, adressbildender Ausformulierung und öffentlicher Zugänglichkeit spielt der Neubau eine zentrale Rolle im schulischen wie ausserschulischen Alltag.

Der Kopfbau ist als vielseitig nutzbarer Ort gedacht – offen für Schule und Quartier. Im Erdgeschoss befinden sich die Mensaräumlichkeiten mit direktem Zugang zum Aussenraum und vorgelagerter Terrasse mit Bezug zu den Sportfeldern. Diese Räume sind so gestaltet, dass sie neben dem Schulbetrieb
auch für Vereinsaktivitäten oder Veranstaltungen offenstehen. Im Obergeschoss liegen weitere schulische Spezialräume: eine Bibliothek mit Rückzugsbereichen sowie die drei Schulküchenräume. Die Nähe zur Mensa ermöglicht kurze Wege und synergetische Nutzung, während die funktionale Gliederung die Orientierung erleichtert.

Die klar strukturierte Organisation mit zentraler Erschliessung bietet einfachen Zugang zu allen Bereichen – von Sporthalle über Mensa bis zur Bibliothek. Besonders im Erdgeschoss zeigt sich das Potenzial der offenen Konzeption: Schulische Nutzung am Tag, öffentliche Nutzung am Abend – ohne Umwege oder Mehraufwand.

Ein zentrales Element ist die Querverbindung im Erdgeschoss, die eine direkte Achse von der nördlichen «Magistrale» zu den südlich gelegenen Sportflächen schafft. Diese Durchlässigkeit stärkt die Orientierung, erhöht die Flexibilität und erlaubt temporäre Zonierungen oder gezielte Öffnungen einzelner Bereiche.

Die Dreifachsporthalle wird als eingetiefter, tageslichtdurchfluteter Raum konzipiert. Seitliche Fensterbänder bringen blendfreies, natürliches Licht in den Hallenraum. Die Halle erfüllt alle Anforderungen an Schul- und Vereinssport und ist so ausgerüstet, dass auch Wettkämpfe oder schulübergreifende Anlässe möglich sind.

Kollaboration Architektur: Kollektiv Marudo
Landschaftsarchitektur: Balliana Schubert
Visualisierungen: OVI Images