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Schulanlage Eggen, Meisterschwanden

Studienauftrag 2022

Die Schulanlage Eggen liegt an schönster Aussichtslage am Hallwilersee. Das Ensemble aus insgesamt fünf Hauptkörpern wurde über die letzten dreissig Jahre in verschiedenen Etappen erstellt. Ein Ersatzneubau soll flexibel nutzbaren Raum für Kindergärten und Schulunterricht bereit stellen.

Städtebau und Aussenraum

Der Neubau an der Hangkante zum Hallwilersee integriert sich gut in die bestehende Baustruktur und aktiviert Freiräume auf dem Areal, die bisher nur beschränkt genutzt werden konnten.

Vom Delphinweg führt eine Freitreppe zum zentralen Schulhof, der dreiseitig gefasst und durch den ergänzten Baumplatz geprägt wird. Nördlich anschliessend wird der kleine Nebenhof reaktiviert und mit einfachen Mitteln neugestaltet.

Die Vorzone zu den Kindergärten ist entweder direkt von Süden erreichbar oder von Norden über den Pausenplatz. Die baulich ausgebildete Hangkante mit Ausblick über den Hallwilersee wird durch eine Pergola begleitet, die für den Kindergarten kleinräumliche Strukturen und schattige Plätze generiert. Über diese Vorzonen werden die Kindergärten erschlossen, sie dienen aber auch als vorgelagerte, attraktive Spiel- und Aufenthaltsbereiche für die Kindergärten. Stirnseitig, Richtung Norden, kann einen grösserer gemeinsamer Spielbereich mit beispielsweise Kletterinstallationen angeboten werden. Südseitig entsteht Raum für eine kleine Spielwiese.

Die Schulräume im Neubau werden über einen Durchgang mit anschliessenden Arkaden von Osten her erschlossen. Hier befindet sich auch der neue Pausenplatz, der mit Sitzmauern gefasst ist und von einheimischen Laubbäumen beschattet wird. Auf dem Platz können Sitzgelegenheiten und einfache Spielangebote angeboten werden. Anschliessend und etwas abgesetzt findet sich das Schulzimmer im Freien, ein kleiner Platz mit Tischen und Möglichkeit zum Werken im Freien. Nach Osten geht der Schulaussenraum in einen naturhaft gestalteten Bereich über, hier können unterschiedliche Biotope wie Feucht- und Trockenstandorte, Stein- und Asthaufen und Krautsäume unter den Bäumen angelegt werden. Diese Bereiche können als Anschauungsobjekt gut in den Schulunterricht integriert werden.

Architektonisches Konzept

Der Neubau wird als länglicher, zweigeschossiger Baukörper erstellt. Die Traufe des Bestandes wird übernommen und aus der Dachschräge des Pultdaches ein rhythmisierendes Sheddach von sechs aneinandergereihten Pultdachelementen entwickelt, die Dachsprache aus dem Bestand heraus zitiert. Im Erdgeschoss wird der Gebäudekörper um eine halbe Gebäudeachse zurückgezogen wodurch eine gedeckte Erschliessungskollonade entsteht. Auch diese soll als Referenz zum Bestand gelesen werden. Gleichzeitig wird der östlich gelegene Aussenraum auf selbstverständliche Art und Weise angebunden. Die Hangkante zum Delphinweg wird um 10 Meter dem Gebäudekörper vorgelagert und auf diesen ausgerichtet. Zusammen mit dem Bestand entsteht eine spannende aussenräumliche Verzahnung im Schnitt und Grundriss, wodurch auch der Schulhof eine feine, topografisch Höhenentwicklung erfährt.

Nutzungsanordnung

Die Kindergartennutzung und die Primarschulnutzung werden bereits im Erschliessungskonzept entflochten. Die vier Kindergärten werden vom Delphinweg über die neue Zugangsebene der mit einer Pergola ausgestatteten Hangkante erschlossen. In die Spielbereiche der Kindergärten eingeschriebene Zugangswege führen direkt unter das verbindende Vordach und damit in die Garderobenbereiche. Als lateral angeordnete Verteilräume werden jeweils zweimal zwei Kindergartenpartitionen angebunden. Die Kindergärten durchstossen das Gebäude und werden so beidseitig belichtet. Aus der aussenräumlichen Topografie abgeleitet wird der kleine Terrainversatz von 50 cm folgerichtig ins Innere gezogen, wodurch auf natürliche Art und Weise eine Zonierung des Längsraums mit einem erhöhten Gruppen- und einem Kindergartenraum mit entsprechend mehr lichter Höhe entsteht. Die Kindergärten erhalten so eine kindsgerechte Massstäblichkeit. Die zwischen jeweils zwei Kindergärten gelegte Struktur der dienenden Räume mit Garderoben, Nasszellen, Materialräumen und dem Multifunktionsraum werden nordseitig durch das vertikale Erschliessungselement angrenzend zur Erschliessungszone der Primarschule abgeschlossen.

Die Primarschulerweiterung ist im Obergeschoss angeordnet. Die 3.6 Meter breite durch das Obergeschoss gedeckte Laube auf dem Schulhofniveau zwischen Trakt B und dem Neubau ermöglicht die laterale Anbindung des nördlichen Aussenraums und adressiert über die Zugangshallen zu den vertikalen Erschliessungselementen je zwei clusterartige Schulzimmerpartitionen. Der Struktur vom Erdgeschoss folgend werden pro Cluster je drei Klassenzimmer, drei Gruppenräume, jeweils ein Lehrpersonenvorbereitungsraum und eine Lernzone angeboten. Diese liegt zentral im Innenbereich des Clusters und fungiert gleichzeitig als Begegnungs-, Lern- und Verteilbereich zu allen Schulräumen. Über die aufgefaltete Pultdachkonstruktion werden alle Unterrichtsbereiche zusätzlich zenital belichtet.

Konstruktion und Materialisierung

Bis auf das Untergeschoss und die aussteifenden Treppenhauskerne wird das Gebäude als Holzbau errichtet. Das Deckentragwerk über dem Kindergartenbereich wird offen gezeigt und verleiht dem Raum Struktur und Atmosphäre. Raumhohe Fensterbänder auch im Übergang zu den Auffangräumen mit Garderobe erzeugen fliessende Übergänge zwischen dem Innenbereich und den vorgelagerten Aussen-Spielzonen. Die Aussenwand- und die Dachkonstruktion wird in Holzelementbauweise erstellt. Die Aussenwandelemente sind hinterlüftet und werden mit gewellten, türkisbläulich durchgefärbten Eternitplatten verkleidet. Zusammen mit den Holz-Metallfenstern und den einfassenden Zargen in farblos eloxiertem Aluminium entsteht ein präziser und optisch leichter, architektonischer Ausdruck. Zusammen mit der gegen Süden vorgelagerten Pergolastruktur resultiert ein auf den Bestand und die ortsbauliche Situation abgestimmter Abschluss der Schulanlage Eggen.

Visualisierungen: Tom Schmid