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Erweiterung Primarschule Weiden, Jona

Selektiver Gesamtleistungswettbewerb 2024

Die zwischen 1997 und 1999 von Benz und Engeler Architekten mit Blau+Gelb Landschaftsarchitekten erbaute Schulanlage weist hohe architektonische Qualitäten aus. Mit einem Erweiterungsbau soll Raum für den prognostizierten Schülerinnen- und Schülerzuwachs geschaffen werden.

Thematisch werden einzelne Gebäudetrakte wie Aula und die Klassentrakte durch eine parallel der Bahnlinie folgenden Haupterschliessung aufgefädelt und räumlich über eine halbgeschossige Versetzung miteinander zu einer spannenden Raumabfolge verzahnt. Entlang der Erschliessungsachse folgen hofartige und intime Aussenbereiche und verweben den ganzen Schulkomplex zu einer auf den kindlichen Massstab abgestimmten Unterrichtswelt. Durch die Fassung von begleitenden Mauerwerkselementen werden Zugänge zum Hof von aussen her reduziert und das Thema von Aussenklassenzimmern angedacht. Die gewählte Materialisierung mit Eter-nitverkleidungen, Holzfenstern und Betonsockeln verweisen auf einen bewusst zurückhaltenden Ausdruck und das Bedürfnis, in der bestehenden, heterogen wirkenden Siedlungswelt einen architektonisch unaufgeregt wirkenden „Fussabdruck“ zu hinterlassen.

Städtebauliche Setzung, Adressierung und Nutzungen

Die Positionierung und Organisation des Neubaus wird konsequent aus der bestehenden Schulanlage Weiden heraus entwickelt. Unser Gebäude soll als Antwort auf das vorgefundene innen- und aussenräumliche Gestaltungsprinzip verstanden werden: Weiterbauen unter dem Aspekt der Partizipation als konzeptionelle Maxime.

Entsprechend wird das Neubauvolumen als 46 Meter langes und 32 Meter breites, zweige-schossiges Gebäude in das bereits vorgefundene „Feld“ eingebunden und aus der erwähnten Erschliessungsachse der bestehenden Schulanlage heraus erschlossen. Die Fortsetzung des Anbindungsprinzips eines weiteren Schultraktes über die als offene Halle konzipierte Er-schliessungszone, führt entsprechend zu einem vierten, u-förmigen, eingeschriebenen Aussenbereich und knüpft thematisch an den Bestand an. Der Neubau fungiert nebst der genannten Aufreihung eines Traktes auch als Abschlussstein der gesamten Schulanlage, indem hinsichtlich seiner Setzung und seiner Gebäudegrunddimension der bewusste Bezug zum Ober-stufengebäude von Karamukkuo hergestellt werden soll.

Innenräumlich wird der Anknüpfpunkt des bestehenden Erschliessungssystems aufgegriffen und von Osten her z-förmig als innerer Weg, beidseitig entlang eines zentralen, dienenden Kerns zum westlichen Zugangshof hingeführt. Dieser bildet zusammen mit dem bestehenden östlichen Zugangsplatz einen zweiten Adresspunkt der Schulanlange „Weiden“ und spannt das mit Pavillonbauten und Hofräumen besetzte Feld auf. Von den beiden ebenerdigen Pausenhallen führt je eine einläufige Treppe ins Obergeschoss. Die Ränder des Erdgeschosses werden durch zwei L-förmige Nutzungsschichten definiert, wobei gegen Westen die Doppelkindergärten und gegen Osten hin der Tagesschulbereich angebunden ist. Den Doppelkin-dergärten ist ein vielfältig nutzbarer Aussenbereich vorgelagert, aus welchem sich die Garderoben des Kindergartens unabhängig vom restlichen Schulbetrieb erschliessen lassen. Der dienende Kern nimmt die Nutzungen der Aufwärmküche, Nasszellen und der Liftanlage auf und ist durch dessen zentrale Positionierung für die Kindergärten und die Tagesschule gut erreichbar.

Die beiden Treppenanlagen führen in eine erhöhte Mittelpartie des Obergeschosses, aus welcher zwei laterale Erschliessungszonen die vier Klassenzimmerbereiche, bestehend aus zwei Klassenzimmer und je einem Grossgruppenraum, erschliessen. Die Mittelpartie weist ein laternenartiges, lineares und beidseitig befenstertes Oblichtband auf. Die ringförmige Anordnung der Klassenzimmer wird in den Mittelpartien der Stirnseiten variiert, in dem die beiden Gross-gruppenräume um 90 Grad gedreht eingeschoben werden. In der Tiefe des Grossgruppenraums sorgt die erhöhte Mittelpartie mittels einer grosszügigen Oblichtbefensterung für ateliermässige und angenehme Ausleuchtung. Der räumliche Versatz mit der intimen Oblichtbeleuchtungssituation sowie die durchlässig ausgestaltete Mittelpartie, führen in eine intime, auf den kindlichen Massstab abgestimmte Klassenzimmerwelt und sollen als Referenz an den Bestandesbau verstanden werden. Gleichzeitig bietet der gezielt offen gelassene Bereich der Mittelzone auch Raum für weitere schulische Nutzungen oder könnte bei Bedarf für zusätzliche integrative und sprachliche Unterrichtssequenzen aktiviert werden. Im partiellen Untergeschoss sind die Nebennutzungen und die Haustechnik untergebracht. Dem Prinzip der ring-förmigen Nutzung folgend, wird die haustechnische Erschliessung im Kern und der Randpartie der äusseren Nutzungsschicht in definierten Steigzonen der Schrankbereiche vertikal und im Obergeschoss horizontal im abgehängten Deckenbereich der beiden lateralen Erschliessungsbereiche der Klassenzimmertrakte geführt.

Konstruktion und architektonischer Ausdruck

Das Gebäude wird in Mischbauweise als Skelettbau errichtet. Untergeschoss, Bodenplatte und Kerne werden in Beton erstellt und ermöglichen die Einhaltung von brandschutztechnischen- und statischen Vorgaben. Die sogenannte Ringstruktur, welche einem rationellen Gebäudegrundraster zugrunde liegt, wird mittels Holzbetonverbunddecken und Holzstützen erstellt. Die rigide Grundstruktur ermöglicht ein hohes Mass an Flexibilität verschiedener Raumstrukturen und ist auch für den innenräumlichen, architektonischen Ausdruck prägend. Das Spiel von Doppelträgern, Stützen, segmentartiger Füllungen von Wand-, aber auch Deckenakustikelementen führt zusammen mit den geschliffenen Anhydrithböden zu einem einfachen und aus seinen Einzelteilen bestehenden Gepräge. Die Fassadenmaterialisierung und Gebäudegrundstruktur nehmen aus dem bereits erwähnten Anspruch unserer Maxime stark Bezug auf das Vorhandene. Ortbetonsockel und hinterlüftete Eternitfassaden als stirnseitige Schotten fassen die strukturierten Ost- und Westfassaden. Die mittels horizontaler Vordächer witterungsgeschützten, „weichen“ Fassaden werden mit einer sägerohen Holzverkleidung erstellt. Folgerichtig sollten auch die Fenster in Holz erstellt werden. Wir kennen die Diskussion bezüglich der Langlebigkeit der Bauteile und so wären, diesen Aspekt berücksichtigend, auch Holz-Metallfenster mit entsprechender farblicher Abstimmung denkbar.

Gesamtleistungsanbieter: ERNE AG Holzbau
Visualisierungen: Filippo Bolognese Images