Schulraumentwicklung Bürglen

Selektiver Projektwettbewerb 2021, 2. Rang

Um die Anforderung einer schrittweisen baulichen Entwicklung der Schulanlage unter Berücksichtigung optimaler Abläufe im Bauprozess und im Betrieb möglichst gut erfüllen zu können, basiert unser Entwurf auf einem pragmatischen Ansatz, der sich aus dem Prinzip des bestehenden Campus-Ensembles ableiten lässt.

Der gewählte Projektansatz erlaubt, den parkähnlichen Charakter der Gesamtanlage mit fliessenden Aussenräumen bei jeder Bauetappe zu erhalten. Eine neue Qualität entsteht zudem, indem durch die präzise Setzung der Baukörper zwei spannungsvolle, klar definierte Hofräume gebildet werden: Einerseits der intime, teilweise überdecke Hof der durch die vier Schulbauten mit den Zugangssituationen definiert wird und andererseits der grosszügige Aussenraum mit der Spielwiese, gebildet durch die alte Mehrzweckhalle, dem bestehenden Schulhaus Süd, dem langestreckten Ersatzbau Nord und dem Neubau der Doppelturnhalle.

2023

Die 1. Bauetappe umfasst den Neubau für den Zyklus 1. Die Hangsituation wird genutzt, indem im freigestellten Teil des Untergeschosses die vom übrigen Schulbetrieb weitgehend unabhängigen Nutzungen der Logopädie, der Psychomotorik und der DaZ mit separatem Zugang untergebracht werden können.

Der Baukörper wird parallel in einem Abstand von zirka 6 Meter zum bestehenden Schulhaus Nord platziert. Er bildet zusammen mit dem «Steinhaus», das als Kindergarten genutzt wird, einen attraktiven und vom übrigen Schulbetrieb geschützten Aussenraum. Die beiden Kiga-Gruppen sind unabhängig voneinander über eine offenen Aussentreppe erschlossen.

2027

Im Gegensatz zu den übrigen Schulbauten, die langestreckt und zweigeschossig ausgebildet sind, wird der Trakt für den Zyklus 3 (Sekundarstufe) punkförmig, dafür aber als dreigeschossiger Baukörper konzipiert. Der «Fussabdruck» des Gebäudes wird damit reduziert und der Freiraum zum Schloss behält die notwendige Grosszügigkeit. Das Gebäude bildet volumetrisch die Hauptadresse zur Gesamtanlage. Die beiden Lernlandschaften B und C in den Obergeschossen funktionieren voneinander unabhängig und werden im Erdgeschoss durch den Lehrerbereich, dem Raum für Natur und Technik sowie durch das Reservezimmer ergänzt.

Die Einfachturnhalle wird in einem Abstand zirka 8 Meter parallel zum bestehenden Turnhallengebäude platziert. Der Hallenboden wird gegenüber dem nordseitigen Terrain um drei Meter abgesenkt um die notwendige Raumhöhe zu erreichen. Im Erdgeschoss zum Kunstrasenplatz hin tritt der Erschliessungs- und Servicetrakt als reduziertes Volumen oberirdisch in Erscheinung.

2031

Der Ersatzbau Nord vervollständigt die Gebäudegruppe der Schulbauten zu einer Quadriga in dessen Zentrum ein präzis gefasster Begegnungsraum (Forum) entsteht, definiert durch eine nord-südlich und eine ost-westlich ausgerichtete Zugangsachse. Die Hangsituation mit dem abfallenden Gelände zum Schulhaus «Zeltli» wird für die Belichtung des Untergeschosses mit den Werkräumen genutzt. Im Erdgeschoss und im Obergeschoss befinden sich die beiden Lernlandschaften, separat erschlossen durch eine Aussentreppe. Im Zentrum wird der Singsaal angeordnet, der auch direkt vom Aussenraum betreten werden kann und der durch das Zusammenschliessen mit dem Raum für den Mittagstisch auf eine Fläche von zirka 300 Quadratmeter erweitert werden könnte. Darüber befinden sich die Verwaltung der Schulanlage und das Lehrerzimmer.

Die Doppelturnhalle wird bündig auf die Gebäudeflucht der bestehenden Sporthalle gesetzt. Es wird darauf verzichtet, dass bestehende Sockelgeschoss mit den Schutzräumen und der Heizzentrale zu erhalten. Der Erhalt macht aus unserer Sicht weder aus architektonischer und betrieblicher, noch aus ökonomischer und auch bezüglich des Bauprozess wirklich Sinn, weshalb wir darauf verzichten möchten. Der Hallenboden des Neubaus wird auf das gleiche Niveau des Bodens der Einfachturnhalle gesetzt. Diese Massnahme erlaubt, den Servicetrakt mit der Erschliessung, den Garderoben und den Materialräumen mit dem Trakt der Einfachturnhalle zusammenzuschliessen. Im Zwischenbereich der beiden Hallen wird der Technikraum platziert.

Die neuen Schulbauten bilden zusammen mit dem Schulhaus Süd ein neues Ensemble. Verschiedene Gestaltungselemente werden vom bestehenden Schulhaus auch bei den Neubauten angewandt: Die Bandfenster und die hinterlüftete Verkleidung der Aussenhaut bewirken bei Alt- und Neubauten einen Ausdruck von Filligranität und Leichtigkeit. Die Erschliessungszonen mit den Treppenanlagen werden massiv in Sichtbeton ausgeführt und stehen im Kontrast zu den strukturierten Schulräumen und Lernlandschaften in Holzbauweise. Diese Materialisierung strahlt die gesuchte Wohnlichkeit und Wärme aus und die Konstruktion erlaubt eine grosse statische Flexibilität und Freiheit in der Grundrissgestaltung.

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