Schulanlage Hausen am Albis

Selektiver Projektwettbewerb 2020, 4. Rang

Der Kontext der beiden Bearbeitungsperimeter "Neubau Sport / Tagesstrukturen" und "Schule" ist in verschiedener Hinsicht anspruchsvoll. Während sich ersterer am bisher unbebauten Hangfuss der Albiskette am beschaulichen Jonenbach zu liegen kommt, befinden sich die Gebäude der zu erweiternden Primarschule im Inventar der Denkmalpflege. Diese empfindliche Ausgangslage der Baubereiche erfordert für beide zu projektierenden Neubauten eine dementsprechend adäquate, sorgfältige und zurückhaltende Ausbildung und eine präzise Setzung der zu projektierenden Gebäudevolumen.

Neubau Sport / Tagesstrukturen

Der Neubau der Sporthalle bildet eine bauliche Fortsetzung des grosszügigen Sportplatzes Jonentäli. Das Neubauvolumens bildet ein Vis-à-Vis zu Gebäuden der Sekundarschule und des Gemeindesaals. Die Gruppierung wird durch die schon bestehende Fussgängerverbindung, die vom Sek-Schulhaus direkt zum Vorplatz der Sporthalle führt, unterstützt.

Wir haben uns mit Überzeugung dafür entschieden, die untere Ebene der Sporthalle mit den Garderoberäumen und den Geräteräumen unter Terrain anzuordnen. Die sensible Lage am Hangfuss entlang des Jonenbachs verträgt unserer Ansicht nach kein grossflächiges Gebäudevolumen, dass talseitig dreigeschossig in Erscheinung tritt. Die gewählte Disposition ermöglicht zudem, den unterirdischen Teil mit den Garderoben bis zwei Meter an die Weidstrasse zu rücken und die Gebäudetiefe so zu minimieren.

Der Neubau weist zwei parallel zum Hang laufende Raumschichten auf. Hangseitig ist die 49 m x 28 m grosse und 9 m hohe Dreifachsporthalle angeordnet, talseitig die Schicht mit dem Zugangsbereich und der Zuschauergalerie im Erdgeschoss, den Nebenräumen der Sporthalle im Untergeschoss und den Räumen der Tagesstrukturen im Obergeschoss.

Das Gebäude ist optisch, aber auch bezüglich der Konstruktion horizontal gegliedert. Auf dem massiven Unter- und Sockelgeschoss in Beton lagert die leichte Holzständerkonstruktion des Obergeschosses sowie die Brettschicht-Holzträger, die das Dach der Sporthalle überspannen. Das umlaufende Fensterband und die filigrane Holzkonstruktion verleihen dem Neubau den Ausdruck von grosser Leichtigkeit und Transparenz. Der schwebende Charakter wird durch die grosszügige Auskragung des Obergeschosses über dem Eingangsbereich noch akzentuiert.

Die massiven Aussenwände des Sockelbereichs werden in einer zweischaligen Konstruktion ausgeführt. Die Bekleidung der hinterlüfteten Fassade in Holzbauweise ist in mattem, nicht rostendem Tafelblech vorgesehen.

Neubau Schule

Das Primarschulhaus von Rudolf Küenzi ist ein gutes Beispiel des Schulhausbaus aus den 1950er Jahren. Die reformpädagogischen Ideen dieser Zeit gingen vom Ansatz aus, den Mensch und Nutzer in den Mittelpunkt der Planung zu stellen. Eine beispielhafte Schulanlage, die den Entwurf von Künzi geprägt haben könnte, ist die 1954 fertiggestellte, prämierte Schulanlage Chriesiweg von Cramer, Jaray, Paillard in Zürich-Affoltern, eine naturnahe, ebenerdige Pavillonschule als Teil der Gartenstadtidee. Formal geprägt wurden diese Bauten durch den unverputzten roten, «nordischen», Backstein, den Pultdächern mit den Oblichtbändern, Holz «natur» im Innern und Holz weiss gestrichen an den Fassaden. Ein wichtiger Beitrag zur innenräumlichen Qualität der Schule von Künzi entsteht auch durch die spezielle Ausbildung des Erschliessungssystems mit der parallel zum Korridor verlaufenen Treppenanlage.

Der zweigeschossige Neubau der Schule übernimmt die Ausrichtung des bestehenden Schulgebäudes, wobei die entlang des Korridors und der Kaskadentreppe zueinander leicht verschobenen Gebäudetrakte der Hangsituation entsprechen halbgeschossig versetzt sind. Der Neubau umrahmt den bestehenden Platz, der dadurch zu einem urbanen Element, einer «Piazza» wird.

Der Entwurf für den Neubau der Schule versteht sich als eine Weiterentwicklung und Ergänzung des bestehenden Schulgebäudes und übernimmt bewusst verschiedenen konzeptionelle und formale Elemente der Schule von Künzi. Diese erfüllen die im Pflichtenheft geforderten pädagogischen Anforderungen einer flexiblen Raumstruktur, von gemeinschaftlichen Zonen aber auch von Rückzugsorten. Das Ergebnis ist eine offene, flexibel nutzbare und transparent wirkende Schule mit inspirierenden Raumfolgen, wo man sich begegnet und austauscht.

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